Kirpal Singh

Der Sikhismus

Auszug aus dem Buch ‚Die Krone des Lebens‘

Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Kirpal Singhs


Er ist die jüngste Weltreligion und auf Guru Nanak zurückzuführen, Den ersten in der Folge von zehn Großen Gurus. Gleich anderen Glaubensrichtungen nahm sie den Charakter einer bestimmten Religion erst in den nachfolgenden Zeiten an. Ihre Meister forderten niemals, dass Ihre Lehren als etwas Neuartiges anzusehen seien. Tatsache ist, dass Sie nachdrücklich betonten, es seien die gleichen Wahrheiten, die seit undenklichen Zeiten gelehrt wurden. Um die Universalität der Spirituellen Botschaft hervorzuheben, nahm Guru Arjan Dev, als Er den Sri Adi Granth, die Heilige Schrift der Sikhs, zusammenstellte, Hymnen und Gebete aus den mystischen Schriften der Heiligen aller Kasten und Glaubensrichtungen auf, einschließlich jener von Kabir, dem Moslem-Weber, Dhanna, dem Soldaten, Ravi Das, dem Schuster, Sadna, dem Metzger, usw.

Die Sikh-Schriften nehmen in der religiösen Geschichte eine einzigartige Stellung ein. Sie zeigen nicht nur den ersten, wohl überlegten Versuch auf, die Einheit aller Religionen zu veranschaulichen, sondern sind auch in einer Sprache verfasst, die noch lebendig ist und nicht der Vergangenheit angehört.

Deswegen haben sie nichts von ihrer ursprünglichen Frische eingebüßt und sind nicht völlig unter den Trümmern theologischer Auslegungen begraben worden. Da sie hauptsächlich in Form frommer Lyrik abgefasst wurden, haben sie eine nachhaltige Wirkung. Sie sprechen den ganzen Menschen an, geben seinen Problemen, seinen Schwächen, der Eitelkeit der Welt und der Ewigkeit des Absoluten Raum und rufen ihn zu immer größerer Bemühung auf, seine Göttliche Heimat zu erreichen. Da man auf Konjunktionen verzichtet hat, ermöglicht die Sprache, die sie gebrauchen, durch ihre Kürze und Konzentration einen hohen Grad an poetischer und musikalischer Aussagekraft. In jeder Darlegung ist eine forschende Philosophie und tiefgründige Metaphysik enthalten; doch die Sprache, die sie verwenden, spricht direkt zum Herzen der Menschen, und auf diese Weise haben wir etwas von unerschöpflicher Bedeutung, das alle beeindruckt.

Überdies ist der Sikh-Glaube nicht auf die Lehren nur eines Großen Meisters zurückzuführen, vielmehr auf eine ganze Reihe von Ihnen; und er umfasst nicht nur einen, sondern nahezu jeden Hauptaspekt der Spirituellen Suche des Menschen. Wenn Buddha die Notwendigkeit des Maßhaltens und des Nichtanhaftens betonte und Christus die der Liebe, legen die Sikh-Lehren erfolgreich auf alle Aspekte Nachdruck. Sie sind außerdem verhältnismäßig neueren Ursprungs, denn die Überlieferung von dem persönlichen Leben der zehn Großen Gurus ist bewahrt, und wir wissen viel über Ihre Wanderungen und Taten. Hingegen ist nichts dergleichen bekannt von den Meister-Seelen, die dem Hinduismus die Upanishaden hinterlassen haben. Sie sind wie Stimmen, die aus der entfernten mythologischen Vergangenheit zu uns dringen. Der Spirituelle Pfad ist ein praktischer, und der Mensch benötigt nicht nur die Philosophie, sondern den Beweis eines Lebens, das sie veranschaulicht. Ob wir von der Demut Nanaks lesen, Der zu Fuß von Ort zu Ort ging und die Spirituelle Fackel trug, oder von Guru Gobind Singh, Dem letzten der zehn Gurus, Der von einem Ende des Landes zum anderen ritt und Seine Anhänger in einer Bruderschaft verband, die der Macht mit Macht zu begegnen wusste und sich erfolgreich der physischen Vernichtung widersetzte, die von dem fanatischen Kaiser Aurangzab drohte – wir erkennen immer wieder, dass das Leben Gottes die Innere Vollendung ist, eine Art des Seins, eine Selbsterfüllung, die nicht mit intellektueller Philosophie oder metaphysischen Problemen zu verwechseln ist. Wer diese Spirituelle Befreiung erworben hat, konnte nicht von äußeren Taten berührt oder beeinträchtigt werden, denn Er hatte Gottes Willen zu Seinem eigenen gemacht und tat nichts aus Sich Selbst.

So konnte Guru Gobind Singh, während Er Seine getreue Schar zum Krieg gegen die Moguln aufgerufen hatte, dennoch singen:

Sach Kahun, sun leyo sabhay Jin prem kiyo, tin he Prabh payo.

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, solche, die geliebt haben, fanden den Herrn.

Der Versuch, die mystische Botschaft der Sikh-Gurus zu skizzieren, würde heißen, das meiste, was schon in den vorhergehenden Kapiteln gesagt ist, zu wiederholen. Denn die Lehren von Nanak und Kabir (Seinem Zeitgenossen) stellen die letzte Entwicklung dar von der Mystik des Inneren Sehens und Hörens zum Pfad des Surat Shabd Yoga. Beide Großen Meister, von denen der Eine der erste in der Reihe der Sikh-Gurus ist und der zweite ein Weber aus Varanasi (früher Benares), haben unermüdlich betont, dass äußere Rituale, intellektuelle Spitzfindigkeiten und Yogahärten von keinem Nutzen sind.

Sant mata kuchh aur hai Chhado chaturai.

Der Pfad der Meister ist anders; so lass deine intellektuellen Spitzfindigkeiten.

Kabir

Man kann Ihn nicht durch den Verstand erfassen, denkt man auch für Zeitalter darüber nach. Man kann durch äußeres Schweigen nicht Inneren Frieden finden, und bliebe man für Zeitalter stumm. Nicht mit allem Reichtum der Welt lässt sich Zufriedenheit erkaufen, noch kann man Ihn durch alle geistige Findigkeit erreichen.

Guru Nanak

Die beide Heiligen prangerten Klassenunterschiede an und haben gleicherweise die Einheit allen Lebens nachdrücklich betont, das Einssein des Geistes, Der alles erhält, und beide erklärten wiederholt, dass der höchste und einfachste Weg zum Einswerden mit Gott der Pfad von Naam oder Shabd ist. In der Tat gibt es keine anderen Schriften, die so nachhaltig hervorheben, dass das Wort alles durchdringt, wie die der Sikhs oder die von Kabir, aus denen, wie bereits gesagt, eine Auswahl durch Guru Arjan Dev in den Sri Adi Granth aufgenommen wurde. Das Innere Licht – Antar Jot – und die Innere Musik – Panch Shabd oder das fünftönige Wort, dessen Musik grenzenlos ist (Anhad Bani), sind ein immer wiederkehrendes Thema in nahezu allen im Granth Sahib zusammengefassten Schriften.

Das Jap Ji von Guru Nanak, das im Granth Sahib als Prolog erscheint, dient dazu, die Spirituellen Reichtümer, die die Sikh-Schriften in sich bergen, zu veranschaulichen. Es ist eine wunderbare lyrische Komposition, bemerkenswert durch ihre poetische Schönheit und mehr noch durch die Göttlichen Höhen, die sie berührt. Zu Beginn verweilt sie bei der Natur der Absoluten Wirklichkeit, zum Unterschied von den Erscheinungen:

Es gibt eine Wirklichkeit, den Unoffenbarten-Offenbart; Immer seiend ist Er Naam (der Bewusste Geist); der Schöpfer, Der alles durchdringt; ohne Furcht, ohne Feindschaft; der Zeitlose, der Ungeborene und aus Sich Selbst Bestehende, Vollkommen in Sich Selbst.

Jap Ji, Prolog

Diese Wirklichkeit geht über den menschlichen Verstand und das menschliche Fassungsvermögen hinaus:

Man kann Ihn nicht durch den Verstand erfassen, denkt man auch für Zeitalter darüber nach.

Jap Ji, Strophe 1

Und dennoch kann sie erreicht werden, und der Pfad, der dahin führt, ist einfach:

[…] Es gibt einen Weg, o Nanak! Seinen Willen zu dem unseren zu machen, Seinen Willen, der bereits in unser Dasein eingewirkt ist.

Jap Ji, Strophe 1

Es ist nicht etwas außerhalb von uns, sondern in uns. Es ist ein Teil unseres Seins, unser Wahres Wesen, und alles, was nottut, ist, dass wir uns auf Es abstimmen; denn auf Es abgestimmt sein heißt, von der Knechtschaft des Egos und somit von Maya befreit zu sein:

[…] Alles besteht durch Seinen Willen, und nichts ist außerhalb davon. Wer mit Seinem Willen in Einklang ist, o Nanak, ist gänzlich vom Ego befreit.

Jap Ji, Strophe 2

Wie kann man sich auf den Göttlichen Willen abstimmen? Die Antwort darauf ist im Prolog gegeben:

Durch die Gnade Seines Wahren Dieners, des Gurus, kann Er erkannt werden.

Dieses Thema wird später ausführlicher behandelt:

Der Heilige (das personifizierte Wort) ist angesehen in Seinem Reich und der Haupterwählte darin; Der Heilige ziert Gottes Schwelle und wird selbst von Königen geehrt. Der Heilige lebt durch und meditiert über das eine Wort. […]

Jap Ji, Strophe 16

Die Gabe des Wahren Meisters ist die von Naam, worin Er selbst Adept ist. Dieses Wort ist die Offenbarung von Gottes Willen und Geheiß, und es ertönt im Innern aller Seiner Schöpfungen:

[…] Nur mit einem einzigen Wort brachte Er diese gewaltige Schöpfung ins Sein, und tausend Lebensströme sind ihr entsprungen. […]

Jap Ji, Strophe 16

Der Weg zum Einswerden mit dem Willen Gottes liegt im Abstimmen auf das Wort:

Durch die Verbindung mit dem Wort wird man zur Wohnstatt aller Tugenden; durch die Verbindung mit dem Wort wird man ein Sheikh, ein Pir und ein Wahrer König der Spiritualität; durch die Verbindung mit dem Wort finden die Spirituell Blinden ihren Weg zur Verwirklichung; durch die Verbindung mit dem Wort  durchquert man das grenzenlose Meer der täuschenden Materie. O Nanak! Seine Ergebenen leben in ständiger Verzückung, denn das Wort wäscht alle Sünden und Sorgen fort.

Jap Ji, Strophe 11

Daher erklärt Guru Nanak:

[…] Erhaben ist der Herr und erhaben Seine Wohnstatt; noch erhabener ist Sein Heiliges Wort. […]

Jap Ji, Strophe 24

Indem Er das Wesen des Absoluten umrissen und den Weg zur Vereinigung mit Ihm aufgezeigt hat, fährt Nanak fort und schildert uns das für eine erfolgreiche Reise notwendige Rüstzeug. Es ist nicht nötig, so führt Er an, dass einer äußerlich ein Sanyasin wird. Was einer zu tun hat, ist, ein Sanyasin im Geiste zu werden, indem er sich von den äußeren Formen freimacht und die Inneren Tugenden entwickelt:

Möge Genügsamkeit euer Ohrring sein und Streben nach dem Göttlichen und Achtung für das höhere Selbst euer Beutel. Ständige Meditation über Ihn sei eure Asche. Bereitschaft für den Tod soll euer Umhang sein, und euer Körper sei wie eine reine Jungfrau. Eures Meisters Lehren mögen der Stab sein, der euch stützt. Höchste Religion1 ist, sich zur Universalen Bruderschaft2 zu erheben, ja, alle Geschöpfe als euresgleichen zu betrachten. Besiegt euer Gemüt, denn Sieg über das Ich ist Sieg über die Welt. Heil3, Heil, Ihm allein, dem Ersten, Reinen, Ewigen, Unsterblichen und Unveränderlichen in allen Zeitaltern.

Jap Ji, Strophe 28

In den Schlussteilen des Jap Ji gibt Guru Nanak zuletzt einen Überblick über die Pilgerfahrt des Geistes. Als Erstes ist die Ebene von Dharm Khand der Bereich des Handelns, zu überschreiten, die Welt der guten und üblen Taten, wie wir sie kennen. Als Nächstes kommt Gyan Khand oder der Bereich des Wissens, der erste der Inneren Himmel, der voller Götter und Halbgötter ist:

[…] Zahllos seine Elemente, Luft, Wasser und Feuer, und zahllose Krishnas und Shivas, und zahllos die Brahmas, welche die verschiedenen Schöpfungen gestalten mit zahllosen Formen und zahllosen Farbschattierungen. Zahllos die Handlungsbereiche4, zahllos die goldenen Berge5 […] Zahllos die Schöpfungsquellen, zahllos die Harmonien, zahllos jene, die ihnen lauschen, und zahllos die Verehrer des Wortes, endlos und unendlich, o Nanak! ist dieser Bereich.

Jap Ji, Strophe 35

Während in dieser Region das Wissen vorherrscht, wird die nächste, der Bereich der Wonne oder Sarm Khand, von der Verzückung bestimmt. Diese Ebene kann man unmöglich beschreiben, und wer immer den Versuch macht, sie zu schildern, hat seine Torheit zu beklagen. In ihr wird die Seele zuletzt von all ihrem mentalen Beiwerk befreit und kommt zu sich selbst.

Hier werden Gemüt, Vernunft und Verstand vergeistigt, das Selbst kommt zu sich und durchdringt in seiner Entfaltung die Götter und Weisen.

Jap Ji, Strophe 36

Noch höher liegt Karm Khand, der Bereich der Gnade – eine Gnade, die durch rechtes Handeln und Meditation erworben wird.

[…] Hier ist das Wort alles in allem, und nichts anderes gilt. Hier verweilen die Tapfersten der Tapferen, die Bezwinger des Gemütes, voll der Göttlichen Liebe […] alle Herzen ganz von Gott erfüllt, sie leben jenseits vom Reich des Todes und der Täuschung6. […] 

Jap Ji, Strophe 37

Dies ist der Bereich, in dem die Seele endlich den Schlingen der Relativität entgeht. Die Bande der Zeit, Tod und Wandlung, berühren sie nicht länger. Doch obschon sie stets in der Gegenwart des Herrn weilt, kann sie sich noch weiter erheben, um in Seinem Formlosen Zustand aufzugehen:

[…] Sach Khand oder der Bereich der Wahrheit ist der Sitz des Formlosen Einen. Hier erschafft Er alle Schöpfungen, Sich erfreuend im Gestalten. Hier sind viele Regionen, himmlische Systeme und Universen, welche zu zählen das Zählen des Unzählbaren wäre. Hier, aus dem Formlosen heraus, nimmt das himmlische Plateau und alles andere Gestalt an, alles dazu bestimmt, sich zu bewegen nach Seinem Willen. Der, welcher gesegnet ist mit dieser Vision, erfreut sich in ihrer Kontemplation. Aber, o Nanak, dermaßen ist ihre Schönheit, dass der Versuch sie zu beschreiben, bedeutet das Unmögliche7 zu versuchen.

Jap Ji, Strophe 37

Die Welt wird sich weiter in ihrem Geleise der guten und üblen Taten bewegen und in den Grenzen des Karmas gefangen bleiben; aber:

[…] Jene, Die Sich mit dem Wort verbunden haben, Deren Mühen werden enden, und Ihr Antlitz wird voll Glanz erstrahlen. Nicht nur werden Sie erlöst sein, o Nanak, sondern viele andere werden mit Ihnen die Freiheit finden.

Jap Ji, Epilog

Dies war die erhabene Botschaft von Guru Nanak und ebenso die Seiner Nachfolger. Ihr Wort loderte wie ein Sommerfeuer durch die Ebenen des Punjab und fegte alle falschen Kastenunterschiede hinweg, die ein dekadentes Brahmanentum errichtet hatte. In einer Zeit, da religiöse Blindgläubigkeit unter den Hindus und führenden Moslems stetig zunahm, veranschaulichte sie die Einheit aller Wahren Religionen, reinigte den Hinduismus von der Versklavung durch äußerliches Ritual und stellte dem Islam das höhere Innere Ideal auf, das über äußeren Namen und Formen vergessen war.

Es ist kein Zufall, dass die Tradition der Sufis und die religiöse Bewegung der Sikhs zur selben Zeit ihre Blüte erlebten. Tatsächlich hat die Geschichte in vielen Punkten eine aktive Zusammenarbeit angezeigt. Manche der Sikh-Gurus, besonders Guru Nanak und Guru Gobind Singh und Deren Nachfolger, wie Bhai Nand Lal, waren Meister im Persischen und hinterließen einige erlesene Abhandlungen in dieser Sprache. Von Guru Nanak heißt es, dass Er nach Mekka gereist war und wie Seine Nachfolger viele Moslems unter Seinen Schülern hatte; umgekehrt zum Beispiel hat der Sufi-Mystiker Hazrat Mian Mir mit Guru Arjan auf vertrautem Fuß gestanden. Sufis wie Sikh-Meister waren nicht an ein Dogma gebunden, sondern predigten die Lektion der Universalen Bruderschaft. Sie wirkten gemeinsam und beeinflussten Sich gegenseitig, und es ist bedeutsam, dass der Surat Shabd Yoga oder der Yoga des Tonstromes in den Schriften der größten Sufis wie auch in denen der Sikhs die gleiche Betonung fand; eine Tatsache, die durch Inayat Khan in dem zitierten Abschnitt seines 'Die Mystik des Tones' zusammengefasst ist.

Aber die Lehren aller Großen Meister sinken gewöhnlich zu Institutionen herab, wenn Sie Selbst diese Welt verlassen haben; die der Sikh-Gurus sind darin keine Ausnahme. Zwar üben sie auf die Massen noch einen erhebenden Einfluss aus, spornen aber diese nicht mehr zu mystischen Anstrengungen an, wie es einmal war. Was einst alle religiösen Spaltungen zu überwinden suchte, ist heute selbst eine Religion geworden; was Kasten und Kastengebiet zu geißeln suchte, hat im Laufe der Zeit selbst ein gewisses Kastenbewusstsein entfaltet, und was danach strebte, alle äußeren Formen und Rituale zu durchbrechen, hat nunmehr eigene Formen und Rituale entwickelt. Bei jeder religiösen Zeremonie können die Menschen gesungene Verse hören, welche die Inneren Herrlichkeiten rühmen:

Alles Wissen und alle Meditation kommt aus Dhun (dem Tonprinzip), doch was dieses ist, trotzt jeder Erklärung.

Guru Nanak, Sri Rag M1

Das Wahre Wort (Bani) wird durch den Meister gegeben, und es ertönt im 'Sukhman'.

Guru Arjan, Maru M5

Die unübertreffliche Musik wird durch die Gnade eines Gottmenschen vernommen; doch nur wenige sind es, die sich mit Ihr verbinden.

Guru Nanak, Ramkali M1

Vollendet ist 'Anhad Bani' (das grenzenlose Lied); der Schlüssel dazu ist bei den Heiligen.

Guru Arjan, Ramkali M5

Und dennoch werden diese Verse gesungen, ohne dass man die tiefe Spirituelle Bedeutung beachtet und versteht, die ihnen zugrunde liegt.

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Erläuterung: 1) Aa-ee Panthi: die höchste Yogi-Sekte. 2) Sagal-Jamati: klassenlose Klasse oder eine Klasse, die keinen Unterschied macht unter den Schülern, die aus allen Glaubensrichtungen kommen und in Liebe und Wohlwollen zusammen zu den Füßen eines Meisters sitzen. 3) Aa-des ist ein zusammengesetztes Wort, das aus Aadi (der Erste) und Eesh (Gott) besteht; es ist auch eine Grußform unter den Yogis. 4) Karm Bhumi: Ort, an dem man mit einem freien Willen ausgestattet ist und die Früchte seiner eigenen Taten erntet. Diese Welt wird Karm Bhumi genannt, denn hier herrscht das Prinzip von Ursache und Wirkung. 5) Die drei Erhebungen in Trikuti; Mer, Sumer und Kailash: Die goldenen Berge, die von den Ergebenen in dieser Spirituellen Ebene geschaut werden. 6) Das Wort „Täuschung“ bezieht sich hier auf die Täuschung durch Maya oder die Materie. 7) Karara Sar: bedeutet wörtlich „hart wie Eisen“, bildlich „unmöglich“.