Kirpal Singh

Yamas und Niyamas

1. Yama: Der Begriff Yama bedeutet dem Wortsinn nach so viel wie ausschließen, ausschalten oder ausmerzen. Er besagt, dass man sich des Lasters enthalten und nicht irgendwelche üblen Gedanken aufrechterhalten und negative Eindrücke aufnehmen soll, da dies dazu führt, das Gemüt und den Willen zu schwächen.

2. Niyama: Dies besagt hingegen Annahme, Pflege, Beachtung und Entfaltung bestimmter Tugenden und das Unterhalten guter Gefühle sowie die Aufnahme dieser Tugenden in das eigene System.

Somit bezeichnen diese beiden Worte zusammengenommen die Ablehnung des Übels einerseits und die eifrige Pflege und Annahme des Guten andererseits.

Patanjali zählt diese Enthaltungen und Beachtungen wie folgt auf:

  • Ahimsa (nicht verletzen, schädigen),

  • Satya (nicht lügen),

  • Asteya (nicht stehlen),

  • Brahmacharya (sexuelle Enthaltsamkeit) und

  • Aprigreha (keine Begehrlichkeit oder Besitzgier).

Nachfolgend werden einige Yamas und Niyamas gegenübergestellt:

Yamas

Enthaltung von:
Niyamas

Annahme und Beachtung von:

1. der Verneinung Gottes

Glaube an Gott und die Göttliche Kraft

2. Nachgiebigkeit gegen sich selbst

Selbstbeherrschung und Keuschheit (Brahmacharya oder Reinheit in Gedanken, Worten und Taten)

3. unehrenhaftem und betrügerischem Lebensunterhalt

den Unterhalt durch ehrenhafte und ehrliche Mittel verdienen

4. unhygienischen und unreinen Lebensbedingungen, sowohl innerlich wie äußerlich

Innere Reinlichkeit durch Wasserspülungen und Sauerstoffbehandlung usw. und äußere durch regelmäßige Hautbäder, Sitzbäder, Luft- und Sonnenbäder usw. und hygienische Lebensbedingungen in gesunder Umgebung

5. der Schädigung anderer durch Gedanken, Worte und Taten (himsa)

Nichtschädigen in Gedanken, Worten und Taten (ahimsa)

6. Falschheit, Täuschung und Gier

Entfaltung der Wahrheit, Aufrichtigkeit und Mildtätigkeit

7. Unduldsamkeit, Geiz und Selbstsucht

Geduld, Zufriedenheit und selbstloser Dienst

8. Selbstbehauptung (Anmaßung) und Egozentrik

Demut und Selbsthingabe

 Im Hinblick auf die Enthaltungen ist gesagt:

  1. Einer, der in Ahimsa verwurzelt ist, hat keine Feinde.

  2. Einer, der in Satya verankert ist, dessen Worte können nur wahr sein und Frucht tragen.

  3. Einer, der in Asteya gefestigt ist, ist ein wahrer Freund der Natur, und die Natur gibt ihm all ihren Reichtum.

  4. Einer, der Brahmacharya beachtet, erlangt die absolute Kraft.

  5. Einer, der Aprigreha übt, löst das Rätsel des Lebens, und für ihn sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein offenes Buch.

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Quelle: Auszug aus: ‚Die Krone des Lebens, Teil I, Kapitel II, II., I + II.: Yamas und Niyamas‘, von Kirpal Singh, 1894–1974.