Kapitel IX

Spiritualität

Es ist wohl nicht unangebracht, hier den Begriff Spiritualität zu erklären, welcher oft mit blindem Glauben an Heilige Bücher, einem Zur-Schau-Stellen von Wundern, psychischen Phänomenen oder Yogi-Kräften verwechselt wird. Spiritualität ist eine Innere Erfahrung und ihr ABC beginnt erst da, wo alle Philosophie und alle Yoga-Praktiken enden. Sie ist eine Erfahrung der Seele.

Wenn man sagt, ich bin der Körper, so ist das ein Gefühl, das auf dem Intellekt begründet ist und wird als Unwissenheit definiert.

Sagt man, ich bin nicht der Körper, sondern die erwachte Seele, so ist dies angelerntes Wissen oder nur Theorie. 

Wenn man jedoch durch Selbst-Analyse wirkliche Seelen-Erfahrung erlangt und das Überselbst berührt, dann ist es Spiritualität.

Die erste praktische Lektion beginnt, wenn man sich durch die Güte eines Erfahrenen Meisters vom physischen Körper völlig zurückgezogen hat. Niemand kann sich ohne Hilfe vom physischen Körper zurückziehen und trennen. Falls jedoch jemand anders behauptet und denkt, dass er es kann, so betrügt er sich selbst. Alle Versuche ohne den Beistand eines Wirklichen Meisters, Der allein zur Vermittlung dieser Erfahrung qualifiziert ist, werden mit völligem Fehlschlag enden.

Die Meister kommen, um die Schätze der spirituellen Segnungen an die Sucher nach Wahrer Spiritualität zu verteilen. Sie kann weder erkauft noch gelehrt werden. Man kann Sie durch den Kontakt mit Spirituellen Menschen erreichen. Die Gaben der Natur wie Licht, Luft, Wasser usw. sind zudem frei; Spiritualität ist auch eine Gabe der Natur und wird von Wahren Meistern gratis gegeben! Spiritualität kann auch nicht aus Büchern erworben werden, was in der Tat alle Heiligen und Meister betonen. Die Heiligen Bücher enthalten wertvolle Berichte über Innere Erfahrungen der Spiritualität. Sie füllen Lücken in der menschlichen Geschichte aus und enthalten Botschaften der früheren Meister, welche uns helfen, die Tatsachen, die durch die gegenwärtigen Meister enthüllt werden, zu bestätigen, um so unseren Glauben in diese Wissenschaft zu kräftigen. Durch die mannigfaltigen Übersetzungen, Auslegungen und Darstellungen, die alle voneinander abweichen, wird der Mensch verwirrt; anstatt sein Gemüt zu erleichtern, zielen sie eher darauf ab, ihn irre zu führen und aus der Fassung zu bringen.

Der Egoismus des Menschen hat dazu hunderte von religiösen Zirkeln geschaffen, deren Ziel ein Sich-Fernhalten und enge Orthodoxie anstatt Liebe, und Auflösung anstatt Vereinigung ist. Wenn der Mensch zwischen sich widerstreitenden Gemütsbewegungen hin und her gerissen wird, ist es dann ein Wunder, wenn er an Hass und Krieg denkt?

Um die Wissenschaft der Meister zu verstehen, besuchen wir den Satsang, wo die meisten unserer Zweifel geklärt werden.

Direkte Anfrage beim Meister wird die restlichen Bedenken zum Schwinden bringen. Alle Fragen finden die gleiche ruhige Betrachtung und es gibt kein Disputieren. Reich oder arm, hoch oder niedrig, allen wird die gleiche Aufmerksamkeit zuteil und dies auf dieselbe Art, wie sie der Arzt dem Kranken bezeigen sollte. Ein Wirklicher Meister durchschaut eines Menschen Recht und Unrecht so klar, wie man Eingemachtes durch das Glas sieht, doch Er spricht nicht darüber. Auch diejenigen, die vor Ihm sitzen und Seine Sprache nicht verstehen, sind auf dieselbe Weise begünstigt, wie man sich in einer Parfümerie des Geruchs der wohlriechenden Düfte erfreut. Der Meister segnet durch Seine Blicke, welche eifrig aufgefangen werden. Seine Augen sind ein wunderbarer Liebesquell.